Ich hab aus allen 6 Teilen das Wichtigste rausgeschrieben, teilweise gar alles transkribiert, siehe diesen und die nächsten 5 posts!
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Frage: Was ist Tod heute für Sie?
Das ist eine Erfahrung, die ich nicht vergessen möchte.
Der Tod hat mir eine neue Sichtweise gegeben.
Das ist nicht nur negativ, es ist auch viel Schönes passiert.
Eine ständige Erinnerung.
Wie jemand, der ständig neben mir steht und mich ermahnt, wenn ich mich wieder in Dingen verliere, wo ich gemerkt habe, dass sie eigentlich nicht wesentlich sind im Leben.
Frage: Was meinen Sie mit „Schönes passiert“?
Einfach zu sehen, was wesentlich ist.
Ich geniesse jeden Tag, das ist wie ein Geschenk für mich.
Und das ist schön. Ich nehme nichts mehr für selbstverständlich hin.
Ich nehme viel intensiver meine Umgebung wahr, Menschen wahr.
Begegnungen sind ganz anders für mich als vorher. Ist alles ruhiger geworden.
Wesentlicher.
Bruder.
4:00
Mit der Tatsache, dem Tod nicht mehr ausweichen zu können, konnte ich erst sehen, was Liebe eigentlich ist. Dass das, was ich davor dafür gehalten habe – Liebe, Partnerschaft, überhaupt alles, was ich unter Liebe verstanden habe – dass das meiste davon gar nicht real ist. Dass das Vorstellungen sind oder Träume. Ganz viel Träume eigentlich, oder Wünsche.
Nun erst kann ich sehen, dass Liebe etwas ganz anderes ist, als ich mir vorher drunter vorgestellt habe.
5:10
Interviewer: Sie haben Todesnähe erlebt. Gibt es da auch die Verzweiflung über die eigene Hilflosigkeit?
Ich würde sagen, dass das ne ganz zentrale Geschichte ist. Ja, diese Hilflosigkeit. Ich hab das Gefühl gehabt, mir ist alles aus den Händen genommen worden, und ich kann nichts machen. Und ich war vorher jemand, die immer das Gefühl hatte, ich muss dafür sorgen, dass das und das passiert, und wenn ich etwas will, dann muss ich dafür kämpfen. Also ich musste immer Tun. Ich war jemand, die viel getan hat.
Und als ich dann krank wurde, hatte ich das Gefühl: ich kann gar nichts mehr machen! Mir ist alles aus der Hand genommen und ich bin nicht mehr der Regisseur in meinem Film. Ich bin dann wie ein Objekt, mit dem etwas getan wird. Grad in der Klinik, in den Therapien, da kommt das ganz stark. Dass man da liegt und entmündigt ist auf eine Art und da werden Dinge gemacht mit einem, wo man selber wenig Einfluss drauf hat. Bei ein paar Dingen kann man sagen Ja oder Nein, aber das ist doch sehr begrenzt. Und da kommt eine ganz grosse Hilflosigkeit, Schwäche auch und eine Konfrontation mit „nicht können“, mit „unfähigkeit sein, etwas tun zu können“. Das ist eine ganz neue Erfahrung gewesen für mich. Grad in dem Extrem auch und über eine so lange Zeit.
7:20
Frage, wie sie mit dem Sohn das bespricht.
8:20
Frage: Was haben Sie zu ihm gesagt auf die Frage: Wo bist du dann, Mutter?
Ja, ist natürlich schwierig, weil ich weiss das ja auch nicht.(lacht)
Ich habe ihm gesagt: Jedes Mal, wenn du Sehnsucht hast nach mir, und ich bin dann nicht mehr da, dann setz dich einfach hin und fühl dein Herz - ich habe ihm gezeigt, wo er seine Hand hinlegen soll – und wenn du dann an mich denkst, dann bin ich auch da. Dass ich dann auch mein Herz spüre und dass wir dann beisammen sind. Und er hat das sofort angenommen. Das war gar keine Frage, dass das so sein wird für ihn.
Vermutlich auch, weil ich selbst durch diese Angst durch war und das so sagen konnte, ohne selber Zweifel zu haben. Das würde er (als Kind) sowieso merken.